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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Wiesbaden-Schierstein

Presseerklärung zur „Öffnung des Zuflusses
vom Rhein in den Hafen“

18.08.2022

Alle paar Jahre wieder geistert eine Idee durch Schierstein, durch die Presse und jetzt auch durch die sozialen Medien:

Die Öffnung des alten Zuflussrohres oder der Bau eines neuen Zuflusses in der Südost-Ecke des Schiersteiner Hafens sei eine Lösung für die Probleme, die beispielsweise im Sommer durch massives Algenwachstum entstehen.

Prinzipiell ist es sicher sinnvoll, über neue Lösungen nachzudenken. Ein paar Erkenntnisse aus vergangenen Jahren sollten dabei aber nicht ignoriert werden. Dazu zunächst einfach ein Zitat:


„Die Studie zur Öffnung eines Verbindungskanals vom Rhein zum Hafenbecken schlussfolgert, dass die Öffnung des Verbindungskanals eine deutliche Steigerung des Wasserumschlags im Hafenbecken bewirkt. Allerdings wird durch die niedrigen Fließgeschwindigkeiten im Hafenbecken ein Großteil der vom Rhein eingetragenen Schwebstoffe sedimentieren, was ein unerwünschter Effekt ist. Die Studie ermittelt ferner ein annähernd gleiches biochemisches Milieu von Rheinwasser und Hafenwasser, so dass die Wasserqualität durch den Rheinwasserzustrom nicht signifikant verbessert würde.“

Quelle: Magistratsvorlage 02-V-36-0014


Die wesentlichen Teile der Magistratsvorlage können hier nachgelesen werden:
Umwelttechnische Untersuchungen im Hafen

Das Schwebstoff-Problem lässt sich nur beheben, wenn die Strömung im Hafen ähnlich hoch ist wie im Rhein, wenn das Rheinwasser also möglichst nicht verlangsamt wird. Dazu bedarf es allerdings eines entsprechend dimensionierten Abflusses am östlichen Rande des Hafenbeckens. In der Karte unten sind der problematische Teil der Wasseroberfläche (Ablagerung von Schwebstoffen, graublau) und der erforderliche Abfluss (links im Bild, rosa) grob schematisch eingezeichnet. Die Karte zeigt auch, warum ein Vergleich mit entsprechenden Problemen und Lösungen in Mainz nicht wirklich brauchbar ist.

Eine mit dem Rhein vergleichbare Strömung bringt dann allerdings auch zwei gravierende Nachteile mit sich:

  1. Der Wassersport, speziell auch bei Regatten, müsste mit der Strömung zurechtkommen, wenn nicht gleich noch eine Schleuse eingebaut werden soll.
  2. Mit der Strömung werden möglicherweise die Schadstoffe aufgewirbelt, die derzeit am Grunde des Hafens ruhen. Beim Thema „Belastung des Hafens“ liegt das Problem nämlich weniger im Wasser selbst, sondern mehr im Boden darunter.

Eine Reihe von Untersuchungsergebnissen zum Hafen gibt es bei Bedarf auch hier:
Sanierung und Gestaltung des Schiersteiner Hafens
und zwar speziell im unteren Teil.

Das alte, inzwischen zugeschüttete Zuflussrohr hat seine eigentliche Funktion nie wirklich erfüllen können, aber für zusätzliche Sedimentablagerungen im Hafen gesorgt.

Wegen der oben geschilderten Probleme ist es nach unserer Einschätzung sinnvoll, zunächst die Schadstoffe im Boden zu entfernen (Ausbaggern des Hafenbeckens), bevor über weitere Lösungsmöglichkeiten nachgedacht wird. Viele Vorstöße des Schiersteiner Ortsbeirats (Verkehrsministerium, Bundestags- und Europaabgeordnete) sind inzwischen ohne Resonanz geblieben. Wiesbaden würde beim Ausbaggern seinen Anteil tragen, das Land Hessen hat dabei eigentlich keine „Aktien“ und der Bund will nicht.

Hafenbecken Schematische Darstellung der Auswirkungen der Öffnung eines Verbindungskanals vom Rhein zum Hafenbecken

Artikel im Wiesbadener Kurier vom 24.08.2022 (gebührenpflichtig)


Erstellt: 18.08.2022, letzte Änderung: 24.08.2022, Autor: W.Richters, © 2000